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Krafthaus Schotenmühle


Auffällig auf freier Flur steht nahe Forsthaus Mylau ein einsames Gebäude. In großen Lettern am Giebel tut es dem Wanderer seine ehemalige Bestimmung kund: Wasserkraftwerk Schotenmühle. An anderer Stelle steht etwas inkorrekt ‘erbaut 1927’. Reicht doch die Geschichte des kleinen Kraftwerkes über dreißig Jahre weiter zurück, die der Wasserkraftnutzung an diesem Ort sogar um einige Jahrhunderte und stand zeitweise mit dem Alaunwerk in Mühlwand in Beziehung.
   In Mylauern Kirchenbüchern wird eine Schotenmühle bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Auch das Erbregister des Carol Bose von 1650 benennt sie als Zubehör des Ritterguts Obermylau. Ein oberschlächtiges Wasserrad trieb bereits drei Mahlgänge und ein Schneidewerk an. Wie manche andere Mühle im Göltzschtal, so wechselte auch sie ihre Zweckbestimmung je nach Bedarf.


Alte Schotenmühle

Kraftwerksdaten 1928
Beaufschlagung max 1,9 m3/sek
Turbine Kaplan, 270 PS
Umdrehungen 600 min-1
Generator 300 kVA
abgeg. Spannung 6000 V, 3 Phasen
Jahresleistung 800 MWh
Kosten / Ertrag(a) 170000 RM / 30000 RM

Sie diente u.a. als Getreidemühle, Sägewerk, Walkmühle und frühzeitig auch als Farbmühle, welche den schwarzen Mühlwander Alaunschiefer aufbereitete. 1897 vernichtete sie ein Feuer bis auf die Grundmauern. Bereits zwei Jahre vorher errichtete die Stadt Mylau neben der Mühle ein Turbinenhaus zur Versorgung einer elektrischen Straßenbeleuchtung der Stadt - ein damals weitsichtiger Entschluss, war doch Gasbeleuchtung das übliche Mittel der Wahl.

Die Kraftwerksanlage stellte ein Ausleitungswerk dar. Ihr Wasser bekam die Turbine zugeführt über einen 1,6 km langen, bei Weißensand beginnenden Werkkanal (Mühlgraben) und im letzten Teil durch ein eisernes Leitungsrohr. Nach dem ersten Weltkrieg war die Anlage verschlissen und das Zuführungsrohr verrostet. Der Stadtrat entschloss sich zur - nunmehr umstrittenen - Grunderneuerung in den Jahren 1926 bis 1928. Das schuf zeitweise einige ABM-Stellen, bewirkte allerdings auch den Wegfall der früheren Bediener-Arbeitsplätze: das Krafthaus arbeitete jetzt vollautomatisch und ferngesteuert.

Dabei wurde auch eine interessante hydraulische Regeleinrichtung eingebaut: Turbinenhaus und Stauwehr bei Weißensand verband eine Rohrleitung, in welcher das Wasser nur ruhte. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren wurde der Wasserstandsunterschied zwischen Ein- und Auslauf zum automatischen Einstellen des Durchflusses ausgenutzt. Sank der Pegel am Turbineneinlauf ab, erhöhte automatisch das 1,6 km entfernte Wehr seinen Durchlass. Ergebnis war eine dem jeweiligen Leistungsbedarf angepasste Wasserspeisung des Kraftwerks.

Holzdaubenleitung

Ebenfalls bemerkenswert war eine mit vielen Eisenreifen zusammengehaltene Holzdaubenleitung von 280 m Länge und 1,25 m Durchmesser zur Wasserführung bis zum Krafthaus als Ersatz für das verrostete Eisenrohr. Sie bot in der Landschaft ein seltsames Bild, wie ein endlos langes Holzfass; ähnlich einer im Gelände liegenden dicken Schlange. Die Einheimischen nannten das Gebilde augenzwinkernd „Mylauer Mastdarm“.
Da die Bretterröhre nie völlig dicht war, spritzten hier und da Wasserfontänen in alle Richtungen hervor, im Winter gefrohren sie zu bizarren Eisgebilden. Die zunehmende Löchrigkeit der Röhre war schließlich 1976 Anlass zur Stilllegung des Kraftwerkes - leider auch zum vollständigen Verlust der bemerkenswerten Wasserleitung. Heute fällt nur noch ihre merkwürdig niedrige Rohrbrücke über die Göltzsch auf.


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