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 Das Geotop am Bahnkilometer 9,2


Kilometerstein 9,2

Einen interessanten Einblick in die Herkunft unser Landschaft ermöglicht uns ein geologischer Aufschluss am Kilometer 9,2 der ehemaligen Bahnlinie Lengenfeld - Mylau, unserem heutigen Göltzschtalwanderweg. Obwohl sehr verwachsen, ist er leicht zu finden, denn der alte Kilometerstein steht noch daneben. Wegen seiner Vielfalt an Merkmalen sagt das kleine Geotop mehr aus als mancher denkmalgeschützte Steinbruch.

Man kann die nur etwa 12 Meter breite und 4 Meter hohe Felswand als Querschnitts-Modell ansehen für den nordwest-vogtländisch-ostthüringischen Bodenkörper, dem Thüringer Schiefergebirge.


Ausschnitt des Geotops am km 9,2 - Quarzitbank in Schiefer

Zunächst erkennt man dunkelgraue bis graugrüne Schieferschichten zwischen denen einige Lagen aus härteren, sandsteinartigen Quarzit eingebettet sind. Die Schichten liegen nicht wagerecht und eben übereinander sondern sind verdrückt, verschoben und rechts von der Mitte sogar zu einer liegenden Falte zusammengeknickt. Durch mehrere, steil einfallende Bruchlinien wird die Wand in Schollen unterteilt. Man erkennt deutlich, dass die Bruchschollen senkrecht zueinander versetzt sind. Diese Merkmale - unterschiedliche Schichten, Faltungen, Bruchlinien und Versatz - sind keine zufälligen Spielarten der Natur, sondern charakteristische Zeugnisse der Entstehungsgeschichte der Landschaft im Erdaltertum, dem Paläozoikum.    Näheres dazu finden Sie auf der Unterseite       Landschaftsentstehung


Das Paläozoikum - Übersicht
Vor Mio
Jahren
Epoche typisches      
Gestein      
 225 -
409
jüngeres
Paläozoikum
Grauwacke
Kalk, Diabas
439 Silur Ockerkalk
Alaunschiefer
500 Ordovizium Lederschiefer
(Ortho-)Quarzit
Griffelschiefer
Phycodenschiefer
570 Kambrium Phyllit
kristall. Schiefer

Jede Gesteinsart ist typisch für eine bestimmte Entstehungsepoche. Die Gesteine des Thüringer Schiefergebirges, damit auch des mittleren Göltzschtales, stammen aus dem Alt-Paläozoikum. Unsere Gegend war damals vom Meer bedeckt. Schichtweise setzten sich am Boden Stoffe ab, die von fernen Kontinenten abgetragen wurden: Ton, Sand, Glimmer oder Kalk; einzeln oder vermischt. Aus abgesetzten Stoffen - den Sedimenten - entstanden wiederum über Jahrmillionen hinweg die schieferartigen Gesteine, deren Schichten quasi die "Jahresringe" des Urmeeres sind. Am Kilometer 9,2 finden wir den Griffelschiefer und Quarzit. So unscheinbar sie hier auch wirken - in Thüringen hatten diese Gesteine einst eine große wirtschaftliche Bedeutung.

Für erdgeschichtlich Interessierte:
Infoblatt: "Erdgeschichte im Vogtland" im PDF-Format  



Griffelschiefer vom Geotop am km 9,2
Orthoquarzit mit Brauneisenstein
Orthoquarzit vom Geotop am km 9,2

Griffelschiefer ist ein weicher, heller Schieferton. Sein Name geht auf die Eigenschaft zurück, in Leisten oder Stifte zu zerfallen.

Aus solchen stängeligen Stücken wurden bis etwa 1960 Schreibgriffel hergestellt für die Schulkinder. [historische Beschreibung]
Als Schreibunterlage besaß jedes Kind eine Schiefertafel aus harten, dunklen Kieselschiefer. Darauf hinterlässt der Griffel helle, aber löschbare Striche. Wir können das mit einigen Griffelstücken 1 km weiter im Alaunwerk ausprobieren, wo wir schwarzen Kieselschiefer vorfinden.

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Der im Geotop dunkel erscheinende, im frischen Bruch aber hellgraue, Quarzit enthält rotbraune Punkte - Brauneisen-Kügelchen aus verwittertem Chamosit.

In Thüringen sind dieselben Quarzit-Brauneisen-Schichten so mächtig und erzführend, dass sich ihr bergmännischer Abbau lohnte: beispielsweise um Saalfeld, Schmiedefeld und Lobenstein. Verhüttet wurde das Erz unter anderem in der Maxhütte in Unterwellenborn. Auch die ehemalige Eisengießerei in Wurzbach verdankt ihre Existenz den ordovizischen Schichten.


Touristik-Tipps:

Sehr lohnenswert - ein Kurzausflug nach Wurzbach zum Museum und technischen Denkmal "Heinrichshütte". Besondere Attraktionen sind:
  • mittwochs Schaugiessen (telef. anfragen)
  • größte Dampfmaschine Europas aus der Maxhütte Unterwellenborn

  • www.heinrichshuette-wurzbach.de

    Deutsches Schiefermuseum   Steinach


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